National / 8.11.2021, 09:19 Uhr
Merkel zieht Bilanz wie eine Hochstaplerin
Wenn Merkel (CDU) in ihrer 16jährigen Amtszeit etwas schaffte, dann ist die Spaltung der Gesellschaft. Sie selbst lebt aber in ihrer eigenen Welt und will DAS nicht wahrhaben.
Es sind nur noch wenige Tage, bis Langzeit-Bundeskanzlerin Angela Merkel ihr Amt abgibt. In einem Interview, dass sie dem TV-Sender Deutsche Welle (DW) gegeben hat, blickt sie ohne Selbstzweifel zurück auf ihre 16 Jahre Regierungsarbeit.
Was war für sie am schwersten, was hat sie ihrer Meinung nach am besten gemeistert und was wird sie jetzt tun?
Persönlich am meisten herausgefordert hätten sie „der Fluchtdruck aus Syrien und aus den umliegenden Ländern, und dann die Corona-Pandemie“, erklärt sie im Interview. In beiden Fällen habe man gesehen, wie das die Menschen direkt betrifft, wo man es mit menschlichen Schicksalen zu tun habe.
„Wir schaffen das“ war ihr der Satz, den sie 2015 auf die Frage, ob Deutschland den Zustrom von 800 000 Flüchtlingen meistern könne, äußerte. Und auch jetzt betont sie, obwohl jedem klar ist, dass dem nicht so ist: „Ja, wir haben das geschafft!“. Aber es wären wirklich viele, viele Menschen in Deutschland, die mit angepackt haben, „viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, viele Ehrenamtliche, viele, die heute noch Patenschaften haben.“ Viele, die nicht wiedergewählt wurden und ihr Gesicht verloren, da sie von Merkel verheizt wurden.
Es sei aber nicht alles ideal gelaufen, räumt die CDU-Politikerin ein. „Und es gibt auch schlimme Vorfälle, wenn ich an die Kölner Silvesternacht denke“. Auf der Kölner Domplatte waren in der Silvesternacht 2015/2016 Hunderte Frauen bestohlen, sexuell bedrängt und teils vergewaltigt worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Köln stammte ein Großteil der Beschuldigten aus Algerien und Marokko.
Dennoch: „Wir haben wunderbare Beispiele von gelungenen menschlichen Entwicklungen, wenn ich an Abiturientinnen und Abiturienten... denke“, so Merkel. Selbstkritisch fügt sie hinzu: „Aber geschafft haben wir natürlich noch nicht, dass die Ursachen der Flucht bekämpft wurden. Wir haben es nicht geschafft, dass Europa ein einheitliches Asyl- und Migrationssystem hat.“ Hier gebe es noch viel zu tun.
Merkel hatte zuletzt die diesjährige UN-Klimakonferenz besucht, die noch bis Mitte November im schottischen Glasgow stattfindet: „Glasgow hat schon einige Ergebnisse gebracht“, sagt sie, aber aus der Perspektive junger Leute gehe es berechtigterweise immer noch zu langsam. Das Bild mit dem Schampus Glas ist allen noch in Erinnerung.
In den letzten Wochen ihrer Amtszeit hat Merkel mehrere Staats- und Regierungschefs auf Abschiedsreisen besucht. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron lud sie ins Burgund ein und überreichte ihr das Großkreuz der Ehrenlegion.
Das habe sie sehr berührt, sagte Merkel im DW-Interview: „Ich weiß schon, dass es auch Menschen gibt, die mit meiner Politik nicht so zufrieden sind. Aber wenn man jetzt so in Frankreich ist, wo natürlich auch in der Geschichte wir oft nicht so freundschaftliche Gefühle füreinander hatten, da hat es mich schon gefreut, dass so viele Menschen gekommen sind, um den französischen Präsidenten Emmanuel Macron und mich zu begrüßen. Und das war ein schönes Erlebnis, das muss ich sagen.“ Kein Wort über Frankreichs rigorose Politik gegen protestierende Gelbwesten. Stattdessen ewige Heuchelei.
Auf die Frage, was sie tun werde, wenn sie bald nicht mehr im Amt sei, erklärt Merkel: „Jetzt weiß ich noch nicht, was ich danach mache. Ich habe ja gesagt, ich werde mich erst mal ein bisschen ausruhen und mal gucken, was mir so in den Kopf kommt.“ Da fällt einem doch gleich der Vorgänger Schröder ein, der kurz nach seiner Entlassung einen hochbezahlten "Job" erhielt.
Sie werde viel lesen und schlafen. Schon mehrfach hatte Merkel betont, dass sie glaube, recht gut von der Macht lassen zu können, das wiederholt sie jetzt im DW-Interview. Sie sei auf der einen Seite froh, gibt dennoch zu: „Aber ein kleines bisschen Wehmut wird sicherlich dann auch kommen, denn ich habe meine Arbeit immer gern gemacht, mache sie auch noch gern.“
Frau Merkel: niemand wird Sie wirklich vermissen. Es wird viel Arbeit und Kraft kosten, dass Volk wieder zu einigen.
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