Bewerbungstipps / 14.1.2021, 10:02 Uhr
Die Vorbereitung
Die Vorbereitung auf eine Bewerbung ist die halbe Miete.
Allgemeines
Durch die Krise ist auch in der Bewerbungswelt nichts, wie es war. Der Großteil der Bewerber wird erstmals um Geduld gebeten oder erhalten Absagen und interessante Stellenanzeigen verschwinden von einem Tag auf den anderen. Diese Szenarien betreffen derzeit alle, die schon länger auf Jobsuche sind aber auch jene Menschen, die ihre Anstellung aufgrund der Corona-Pandemie beenden mussten und nun völlig unerwartet am Beginn des Bewerbungsverfahrens stehen.
Wichtig ist aber auch in diesen Zeiten: egal ob Sie sich einen Arbeitsplatz oder einen Ausbildungsplatz suchen, Sie müssen sich im Klaren darüber sein, was Sie wollen! Das klingt selbstverständlich ... aber wie oft bestimmen überzogene Wünsche die berufliche Zukunft? Werden Sie sich bewusst, was Sie möchten. Nur so können Sie überzeugend wirken und somit Ihr Ziel erreichen.
Derzeit besteht das Bewerbungsverfahren in den überwiegenden Fällen aus Telefon- oder Videointerviews und die Rückmeldung kann einige Zeit auf sich warten lassen. Was es seitens der Kandidaten und Kandidatinnen zu beachten gilt, wenn es um die Bewerbung während Corona geht, erkläre ich in diesem Buch.
Trotz zahlreicher Unternehmen, die sich für Einstellungsstopps entschieden haben, gibt es auch viele Arbeitgeber, die ihre Stellen nach wie vor besetzen möchten und auf der Suche nach passenden Talenten für die ausgeschriebenen Positionen sind. Auch wenn du den Bewerbungsprozess als anstrengend und bereits langwierig empfindest und du möglicherweise viel darüber liest, dass die Jobsuche derzeit schwierig ist, gilt es, nicht aufzugeben und weiterhin nach dem passenden Job zu suchen. Gemäß einer Studie der Schuhmann Personalberatung schreiben zwei Drittel der befragten Unternehmen im PR-Bereich ihre Stellen weiterhin wie gewohnt aus. Daher: Auch wenn uns die derzeitige Situation vor Herausforderungen stellt, müssen wir hier und da eine genauere Betrachtung der Umstände anstellen und unermüdlich dranbleiben.
Selbstanalyse
Ihre erste Aufgabe besteht darin, herauszufinden, wofür Sie geeignet sind und was Sie sich wünschen. Sie brauchen eine "Bestandsaufnahme" von sich. Stellen Sie sich folgende Fragen:
- Habe ich ein Talent oder eine besondere Begabung?
- Worin habe ich bereits Erfahrungen gesammelt?
- Habe ich Qualifikationen?
- In welchen Bereichen liegen meine Stärken?
- Decken sich meine Fähigkeiten mit meinen Interessen?
- Wie sieht mein optimaler Arbeitsplatz aus (Arbeitszeit, Aufstiegschancen, ...)?
- Wofür bin ich überhaupt nicht geeignet bzw. was fällt mir schwer?
- Welches Berufsfeld kommt für mich in Frage?
Analyse des Arbeitsmarktes
Als nächstes führen Sie eine Analyse des Arbeitsmarktes durch. Dadurch können Sie herausfinden, ob der gewünschte Beruf oder Ausbildungsplatz Zukunft hat und welche Anforderungen bestehen. Weiterhin bietet sich Ihnen bei diesem Schritt bereits die Möglichkeit, geeignete Unternehmen auszuwählen. Machen Sie sich mit der gewünschten Branche vertraut (Anforderungen, Voraussetzungen, gegenwärtige Situation, voraussichtliche Entwicklungen in der Branche ...).
Die Quellen hierfür sind vielfältig, so zum Beispiel:
- Internet
- Firmenbroschüren
- Nachrichten / Presse
- Literatur / Zeitschriften
- Arbeitsberater
- Bekannte
Die Leistungsbilanz
Der erste Schritt im Bewerbungsprozess ist die Erstellung einer Leistungsbilanz. Sie bildet die Ausgangsbasis für eine erfolgreiche Bewerbung und wird Ihnen im weiteren Bewerbungsprozess eine wertvolle Hilfestellung bieten.
Hierfür müssen Sie sich einen Überblick über Ihre täglich eingesetzten Fähigkeiten verschaffen. Weiterhin sind frühere Tätigkeiten, Fort- und Weiterbildungen sowie Ihre Freizeitaktivitäten zu betrachten. Listen Sie zunächst Ihre Erfahrungen aus dem derzeitigen Arbeitsverhältnis auf. Berücksichtigen Sie auch Sonderaufgaben, wie bspw. Urlaubsvertretungen. Hilfestellungen bieten Ihnen der Arbeitsvertrag, Beurteilungen, Zwischen- und Arbeitszeugnis sowie Ihre alten Bewerbungsunterlagen. Möglicherweise besitzen Sie auch eine detaillierte Stellenbeschreibung.
Beantworten Sie folgende Fragen:
- Wie lauten die Berufsbezeichnung bzw. der Name der Position?
- In welchen Unternehmensbereichen waren Sie tätig?
- Welche Aufgabenstellungen haben Sie täglich durchgeführt?
- Welche Sonderaufgaben haben Sie bewältigt?
- In welchen Projekten haben Sie mitgewirkt?
Formulieren Sie für die Punkte 2 bis 5 jeweils mindestens zwei Stichpunkte. Gehen Sie anschließend einen Schritt zurück und analysieren Sie Ihre vorherige Arbeitsstelle. Nehmen Sie sich so nacheinander jeden Arbeitsplatz vor. Fort- und Weiterbildungen einen wichtigen Indikator für Ihre Lernbereitschaft sind Fort- und Weiterbildungen.
Gehen Sie hier entsprechend dem folgenden Schema vor:
Wissen, dass Sie sich selbst angeeignet haben
- Weiterbildungen, die Sie selbst initiiert haben
- Weiterbildungen, die das Unternehmen initiiert hat
- Literatur, die Sie regelmäßig lesen
Freizeitaktivitäten runden Ihre Leistungsbilanz ab.
Formulieren Sie hier Ihre Interessen, Hobbies, Mitgliedschaften in Vereinen etc. Im Ergebnis Ihrer Analyse werden Sie erkennen, dass Sie wesentlich mehr bieten, als Sie anfangs angenommen haben.
Stärken/Schwächen-Analyse
Nach der Erstellung einer Leistungsbilanz besteht die nächste Aufgabe in der Analyse Ihrer Stärken und Schwächen.
Stellen Sie sich selbst die folgenden Fragen:
- Wie sehe ich mich selbst?
- Was liegt mir besonders gut?
- Was liegt mir weniger?
Voraussetzung ist Ehrlichkeit! Denn sonst kommen Sie in die Gefahr in Ihrem neuen Job über- oder unterfordert zu sein. Bei der Analyse müssen Sie systematisch vorgehen. Zu unterscheiden sind Hard Skills und Soft Skills. Unter Hard Skills versteht man Ihre fachliche Kompetenz, wie bspw. Ausbildung und Fachwissen. Soft Skills bilden dagegen die soziale Kompetenz, wie Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit und Belastbarkeit. Erkennen Sie Ihre Stärken und Schwächen in beiden Bereichen. Um den Personalverantwortlichen zu überzeugen, ist es nicht nur wichtig Stärken und Schwächen zu erkennen, sondern diese mit Beispielen zu belegen. Hier wird der Nutzen Ihrer erstellten Leistungsbilanz deutlich. Natürlich können (und sollten) Sie auch Meinungen anderer Personen einholen. Beginnen Sie mit der Analyse im Bereich Hard Skills und Belegen Sie jede Schwäche/Stärke an mindestens zwei Beispielen aus Ihrer beruflichen oder privaten Praxis.
Natürlich sollten Sie bei einer Bewerbung Hauptaugen-merk auf Ihre Stärken legen. Die Kenntnis Ihrer Schwächen ist aber wichtig, um Sie gezielt bearbeiten bzw. kompensieren zu können (z.B. durch Weiterbildungen und Seminare). Beachten Sie auch, dass sich manche Schwächen in bestimmten Berufen als Stärken erweisen.
Arbeitgebersuche
Potentielle Arbeitgeber können Sie auf den unterschiedlichsten Wegen finden. Die folgende Zusammenstellung der verfügbaren Medien soll Ihnen eine Hilfestellung bei der Suche geben.
Printmedien
- bundesweite und regionale Zeitungen & Zeitschriften
- Fachmagazine
- Firmenbroschüren
- Branchenbroschüren
- Gelbe Seiten
- Nachschlagewerke
Elektronische Medien
- Stellenmärkte im Internet (z.B. www.stellenangebote.de)
- Bei einigen Seiten haben Sie auch die Möglichkeit, ein kostenloses Stellengesuch aufzugeben.
- Homepage der potentiellen Arbeitgeber
- CDs und DVDs
- Suchmaschinen (Google.de etc.)
Agentur für Arbeit
- Personalberater (bitte planen Sie in den besonderen Zeiten die Termine langfristig)
- Stellen-Informations-Service (SIS)
- Internetauftritt (www.arbeitsagentur.de)
Arbeitsvermittler
Arbeitsvermittler verfügen meist über gute Kontakte zu Arbeitgebern. Vorsicht vor schwarzen Schafen in der Branche!
Direkter Kontakt
- Fachmessen und Kongresse
- Hochschulmessen
- Praktika in Unternehmen
- Seminare
- persönliche Kontakte über Freunde und Bekannte
In den meisten Fällen werden im Moment direkte Kontakte über das Internet aufgebaut. Dank virtueller Räume, Live-Chats, VR, Livestreams & Co. werden analoge Messeauftritte virtuell umgesetzt.
Analyse einer Stellenausschreibung
Haben Sie eine interessante Stellenanzeige gefunden, so müssen Sie diese im nächsten Schritt gründlich analysieren. Nur so können Sie Ihre Bewerbungsunterlagen optimal auf die Stelle abstimmen.
Durch eine Analyse der Stellenanzeige finden Sie heraus, welche Erwartungen das Unternehmen an den Wunschkandidaten stellt. Wenn Sie die Erwartungen des Unternehmens kennen, kann man diese aufgreifen und gezielt in die Bewerbung einarbeiten. Jede Stellenanzeige ist im Grunde nach dem gleichen Muster aufgebaut. Dies soll an einem kleinen Beispiel verdeutlicht werden:
Wie Sie an diesem Beispiel erkennen, lässt sich eine Stellenanzeige in 5 Informationsblöcke gliedern.
I. Informationen zum Unternehmen
Im ersten Abschnitt stellt sich das Unternehmen vor. Sie erhalten Informationen zur Unternehmensgröße, Branche, Standorte und Reichweite (national/international). Weitere Informationen erhalten Sie in der Regel auf der entsprechenden Firmenhomepage im Internet.
II. Informationen zur Stelle Ihre zukünftigen Aufgaben werden in Kurzform beschrieben. Ein Abgleich mit Ihrer Leistungsbilanz hilft Ihnen, Parallelen zwischen den Aufgaben der neuen Stelle und Ihren derzeitigen oder früheren Arbeitsgebieten zu finden.
III. Erwartungen an den Bewerber
Hier führt das Unternehmen wichtige Anforderungen an den Wunschkandidaten auf. Die Anforderungen lassen sich in Soft Skills und Hard Skills unterteilen. Weiterhin finden Sie heraus, welche Anforderungen erfüllt werden müssen (Muss-Anforderungen) und welche möglichst er-füllt werden sollten (Kann-Anforderungen). Nutzen Sie Ihr, in der Stärken-Schwächen-Analyse ausgearbeitetes Persönlichkeitsprofil, um die Erwartungen des Unternehmens mit Ihren Fähigkeiten abzugleichen. Beachten Sie, dass sich eine Bewerbung auch lohnt, wenn Sie Kann-Anforderungen nicht erfüllen. Versuchen Sie in diesem Fall die Anforderung durch eine andere Fähigkeit, die für die Position nützlich sein kann, zu ersetzen.
IV. Erfüllen Sie dagegen Muss-Anforderungen nicht, so können Sie sich in der Regel eine Bewerbung sparen.
V. Was bietet Ihnen das Unternehmen?
Hier finden Sie Hinweise auf Fort- und Weiterbildungen, Einarbeitungsmaßnahmen etc.
VI. Sonstige Informationen
Der letzte Informationsblock beinhaltet Angaben zur Firmenadresse, Ansprechpartner, Umfang der geforderten Bewerbungsunterlagen und gewünschte Art der Bewerbung. Wurde eine Telefonnummer angegeben, so können Sie einen Informationsvorsprung gegenüber anderen Bewerbern erarbeiten. Sie können beispielsweise erfragen, welche zusätzlichen Fähigkeiten für die ausgeschriebene Stelle von Vorteil sind. Beachten Sie, dass eine gründliche Auswertung der Stellenanzeige die Basis für passgenaue Bewerbungsunterlagen darstellt! Nur wenn Sie die Erwartungen des Unternehmens kennen, können Sie sich optimal präsentieren.
Vorbereitung auf Telefon- oder Videointerviews
Telefon- oder auch Videointerviews werden bei Personalverantwortlichen generell immer beliebter. Durch die Corona-Krise bleibt deinem potenziellen Arbeitgeber nun auch gar nichts anderes übrig, als darauf zurückzugreifen. Daher ist es wichtig, hier professionell agieren zu können und bestens auf das Video- oder Telefoninterview vorbereitet zu sein. Du könntest beispielsweise neben deiner Telefonnummer auch deine Skype-Adresse im Lebenslauf anführen. Damit erleichterst du den Personalverantwortlichen die Kontaktaufnahme im ersten Schritt. In den meisten Fällen, bekommt man vorab einen Termin für das Interview via remote, sodass man ausreichend Zeit dafür hat, sich fachlich aber auch mental auf das Gespräch einzustellen. Dennoch gilt: Sobald du deine Bewerbungsunterlagen abgesendet hast, rechne täglich damit, dass du auch ohne Vorwarnung telefonisch kontaktiert werden könntest. Die Chance in diesem Gespräch zu punkten, solltest du dir auf keinen Fall durch unzureichende Vorbereitung entgehen lassen.
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